50 Jahre ostafrikanisch-deutsche Hochschulbeziehungen und akademischer Austausch - und fünf Jahrzehnte DAAD-Regionalbüro für Afrika in Nairobi
2023 ist ein Jubiläumsjahr für die DAAD Außenstelle Nairobi: seit 50 Jahren ist der DAAD mit einem Regionalbüro für Afrika in Nairobi/ Kenia vertreten. Ein halbes Jahrhundert informiert der DAAD mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, mit Lektorinnen und Lektoren und einem großen Alumninetzwerk im östlichen Afrika über den Studien- und Forschungsstandort Deutschland und berät zu den Fördermöglichkeiten, zu Stipendien und Hochschulkooperationen. Deutschland genießt als Partnerland für Hochschulen, für die Wirtschaft und in den politischen Beziehungen einen guten Ruf. Die deutsch-afrikanischen Wissenschaftsbeziehungen, gemeinsam mit den diplomatischen Beziehungen, die 2023 auf 60 Jahre zurückblicken, haben die Biografien vieler Alumni geprägt und sind sichtbar in der regionalen Vielfalt, in der Diversität der Kulturen, Fachdisziplinen und Wissenschaftstraditionen.
Der DAAD ist stolz, über ein halbes Jahrhundert bedeutende Karrieren in Ostafrika, namentlich in Äthiopien, Burundi, Kenia, Ruanda, Südsudan, Tansania und Uganda, gefördert zu haben: Menschen mit eindrucksvollen Erfahrungen, Begegnungen und Geschichten, die nachhaltige Entwicklungen und Wirkung in ihren Ländern ausgelöst haben und auslösen. In der Alumni-Galerie „ 50 Jahre – 50 Porträts“ werden Alumni aus 50 Jahren DAAD Arbeit in Ostafrika präsentiert. Sie stehen stellvertretend für viele andere, deren berufliche Werdegänge die langjährigen, guten deutsch-akademischen Beziehungen in Ostafrika dokumentieren.
50 Jahre DAAD Nairobi: 1973 – 2023 – DAAD Kenia (daad-kenya.org)
Der Blick zurück: Die Entwicklung des DAAD Regionalbüros in Nairobi
Die deutsch-kenianischen diplomatischen Beziehungen sind eng und partnerschaftlich. Deutschland war 1963 das erste Land, das Kenia diplomatisch anerkannte. 60 Jahre politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit und 50 Jahre akademische Partnerschaft in Ostafrika stehen für Kontinuität, Vertrauen und Nachhaltigkeit.
Ein Blick in den DAAD Jahresbericht von 1973 enthielt dabei zunächst eine Überraschung: Eine Eröffnung eines DAAD Büros in Kenia wird nicht erwähnt. Stattdessen berichtete man von der Entsendung eines Koordinators für die Surplace- und Drittlandstipendien für kenianische Studierende, mit deren Vergabe der DAAD bereits kurz nach der Unabhängigkeit Kenias 1963 begonnen hatte. Mit Wolfgang Armbruster war 1973 eine Repräsentanz in Nairobi, und der DAAD konnte direkt vor Ort mit Hochschulen und Partnerorganisationen den weiteren akademischen Austausch mit Deutschland auf- und ausbauen. Auf Armbruster folgten neun Direktorinnen und Direktoren, seit 2019 leitet Beate Schindler-Kovats die Außenstelle. In den Jahren nach 1973 wuchs die Außenstelle dabei stetig und mit ihr das Netzwerk an Geförderten, Alumni und Projekten. Heute ist sie ein wichtiger Knotenpunkt für den akademischen Austausch zwischen den Hochschulen und Forschungsinstitutionen in Deutschland und Kenia und der gesamten Region Ostafrikas.
Ein dichtes Programm von Jubiläumsevents im September 2023
Das 50-jährige Jubiläum wurde mit mehreren Veranstaltungen in der Woche vom 18.-21.09.2023 gefeiert.
Der DAAD hatte Alumnae und Alumni aus der gesamten Region in der Zuständigkeit der Außenstelle zu einem Networking-Treffen am 19. September 2023 eingeladen. Ca. 150 Alumni aus den sieben Ländern unterschiedlicher Fachrichtungen und in allen Altersstufen – die jüngste Alumna war 26 und der älteste 70 Jahre alt – repräsentierten die Vielzahl der Geförderten über 50 Jahre, darunter Prominenz wie Dr. Rose-Asha Migiro, ehemalige United Nations Secretary-General’s Special Envoy for HIV/AIDS in Africa, zuletzt High Commissioner of the United Republic of Tanzania to the United Kingdom and Republic of Ireland und Professor Hirut Woldemariam, dreimalige Ministerin aus Äthiopien. Zu “A Road Well Traveled – My Journey with the DAAD” diskutierten Alumni, wie der DAAD und andere deutsche Förderorganisationen ihr Leben beeinflusst hat.
Auch der kenianische Staatspräsident William Ruto ist ein DAAD Alumnus, er hatte seine Teilnahme zugesagt und bis zuletzt wurde immer wieder von der kenianischen Staatskanzlei umgeplant – und am Ende war der Präsident bei den Vereinten Nationen in New York und nicht beim DAAD-Alumnitreffen. Einen gelungenen Ausklang fand das eintägige Alumnitreffen bei einem feierlichen Empfang in der Residenz des Deutschen Botschafters.
Das Wissenschaftsforum am 20. September 2023 beleuchtete die deutsch-ostafrikanischen Wissenschafts- und Forschungsbeziehungen mit Bestandaufnahme, Präsentation laufender Projekte und Kooperationen und Diskussion zur künftigen Zusammenarbeit und Perspektiven für eine noch stärkere Forschungsaktivität.
Dabei stehen die Themen mit SDG Bezug und politischer Relevanz für den globalen Süden im Vordergrund (Klimawandel, Ernährungssicherheit, Gesundheitsversofgung, Bildungszugang, Wissenschaftsfreiheit u.a.). Der politische Kontext mit 60 Jahren diplomatische Beziehungen bildet den Rahmen für die Panelsiskussionen und Posterausstellung. Monica Juma, National Security Advisor to President William Ruto, betonte in ihrer keynote die Wichtigkeit der internationalen Zusammenarbeit in einer Welt, die geopolitische Veränderungen erfährt und setzte sich insbesondere für die Förderung und Berücksichtigung von Frauen in Führungspositionen ein.
Die Teilnehmenden der Jubiläumsveranstaltungen beider Veranstaltungen äußerten sich anerkennend und zufrieden: Innocent Muhwezi aus Kabale, Uganda, bedankte sich für die Möglichkeit, am Netzwerktreffen und Wissenschaftsforum in Nairobi, Kenia, teilnehmen zu können. “Es war mir eine Ehre, an solch anregenden Vorträgen und Präsentationen teilzunehmen. Außerdem konnte ich sowohl mit jungen als auch mit erfahrenen Wissenschaftlern Kontakte knüpfen. Ich bin daran interessiert, mit ihnen bei künftigen kontinentübergreifenden Projekten zusammenzuarbeiten, an denen ostafrikanische Länder beteiligt sind.“
Der Blick in die Zukunft
Vernetzung, eine gemeinsame Plattform für einen intensiveren innerregionalen Austausch und häufigere Treffen – das waren die Wünsche und Anregungen, die die Alumni dem DAAD auf den Weg gaben. “Afrika wird in der Öffentlichkeit heute zunehmend als Kontinent der Chancen wahrgenommen“, so Dr. Kai Sicks, Generalsekretär des DAAD, in Nairobi, „Ostafrika war und ist für den DAAD eine wichtige Partnerregion in der Zusammenarbeit und bei der Lösung globaler Herausforderungen und etabliert sich zunehmend als international ausgerichteter Forschungs- und Innovationsstandort. Wir möchten künftig die traditionelle Entwicklungszusammenarbeit hin zu einer echten partnerschaftlichen Zusammenarbeit fördern.“
Die Jubiläumstage in Nairobi waren ein voller Erfolg: Die DAAD-Delegation, Alumni und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten sich austauschen und vernetzen. Eine Erwartung brachten dabei alle Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner zum Ausdruck: Dass der DAAD auch in den kommenden 50 Jahren nicht nachlässt, den akademischen Austausch zwischen Deutschland, Kenia und Ostafrika zu fördern. Zudem gelte es, so auch Botschafter Sebastian Groth, den Blick zu weiten und zu sehen, wo Deutschland von Dynamiken und Entwicklungen vor Ort profitieren und lernen könne. Mit Blick auf die Zukunft kam auch das Thema „give-back“ zur Sprache, wie DAAD-Alumni künftig wirken und denjenigen helfen können, die in ihre Fußstapfen treten.